Frage und Antwort

Was ist das Ziel des Projekts “Die Befreiung”?

Vor 75 Jahren wurde das Konzentrationslager Dachau befreit. Mit digitalem Storytelling wollen der Bayerische Rundfunk und die KZ-Gedenkstätte Dachau den Tag der Befreiung nacherzählen. Damit bieten wir eine neue Form der Erinnerungskultur: Eindrückliche Bilder am Originalschauplatz kombiniert mit persönlichen Geschichten auf der Tonspur ermöglichen das Eintauchen in die Zeit und bieten einen neuen Zugang zu dem historischen Ereignis.

Wer steckt hinter dem Projekt “Die Befreiung”?

Der Bayerische Rundfunk und die KZ-Gedenkstätte Dachau haben die Inhalte gemeinsam recherchiert. Verantwortlich im rundfunkrechtlichen Sinn ist der Bayerische Rundfunk, ihm obliegt auch die journalistische Endabnahme. Fachliche Beratung und Fact Checking hat die KZ-Gedenkstätte Dachau übernommen. Die Mitwirkenden im Einzelnen sind unter dem Menüpunkt “Team und Cast” aufgeführt.

War das Projekt von Anfang an als virtueller Rundgang geplant?

Nein. Ursprünglich war geplant, zum 75. Jubiläum der Befreiung eine Augmented Reality-App anzubieten. Bis Mitte März haben wir mit Hochdruck daran gearbeitet, den Rundgang, wie wir ihn nun auf der Webseite abbilden, als AR-Erlebnis mit neuester Smartphone-Technologie zu veröffentlichen. Gemeinsam mit dem Startup Zaubar (https://www.zaubar.com) haben wir an der technischen Umsetzung gearbeitet. Bedingt durch die Corona-Krise, die auch zur Schließung der Gedenkstätte geführt hat, kann die App nun vorerst nicht veröffentlicht werden.

Was ist AR, also Augmented Reality, eigentlich?

Mittels Augmented Reality kann die Realität, die wir mit unseren eigenen Augen sehen können, erweitert werden. In der “Die Befreiung AR”-App werden historische Bilder und Audios an festgelegten Orten auf dem Gelände der Gedenkstätte platziert, so dass, ähnlich wie bei einem Hologramm, der Blick auf die Vergangenheit möglich wird. Sehen kann man das Ganze über sein Smartphone oder Tablet.

Wird es die AR-App zu einem späteren Zeitpunkt geben?

Sobald die KZ-Gedenkstätte wieder geöffnet hat, soll die Augmented-Reality-App gelauncht werden.

Welche Quellen habt ihr verwendet? Sind das alles Originale?

Um ein unmittelbares Erleben möglich zu machen, haben wir vor allem mit Aufzeichnungen aus Tagebüchern, Briefen und Berichten gearbeitet. Die Fotos sind während oder kurz nach der Befreiung entstanden. Die meisten Aufnahmen stammen von US-Soldaten selbst oder von Kriegsberichterstattern, die die amerikanischen Truppen begleitet haben.

Alle Quellen und Bildnachweise sind unter dem Menüpunkt “Quellen und Bildrechte” aufgeführt.

Konntet ihr alle Bilder an den richtigen Stellen auf dem ehemaligen Lagergelände platzieren?

Nein. Das hat mehrere Gründe: Nicht bei allen Fotos ist klar, wo sie auf dem Gelände des ehemaligen Lagers aufgenommen wurden. Das Areal der heutigen Gedenkstätte entspricht nur einem Bruchteil des früheren Lagers. Das bedeutet, dass nicht alle Aufnahmeorte der Fotos heute für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Der sogenannte Todeszug stand beispielsweise zur Hälfte auf dem ehemaligen SS-Übungslager, dem heutigen Gelände der Bayerischen Bereitschaftspolizei. Um die Befreiung aber möglichst umfassend zu erzählen, erscheinen im Rundgang auch Fotos, die eigentlich außerhalb der heutigen Gedenkstätte entstanden sind. Darüber hinaus wurde das Konzentrationslager im Anschluss an die Befreiung im Jahr 1945 bis zur Entstehung der Gedenkstätte 1965 unterschiedlich genutzt und mehrfach umgestaltet. Daher existiert der Hintergrund einiger Bilder schlicht nicht mehr oder ist ebenfalls nicht zugänglich. In diesen Fällen haben wir versucht, in der gegenwärtigen Platzierung des Bildes, der situativen Einbettung des historischen Fotos so nah wie möglich zu kommen.

Warum habt ihr euch für genau diese Bilder und Zitate entschieden?

Der Tag der Befreiung des KZ Dachau wurde von vielen Menschen erlebt und beschrieben. Darüber hinaus waren Kriegsberichterstatter mit vor Ort und haben fotografiert. Für dieses Projekt wurden Bilder und Zitate ausgewählt, die einen möglichst umfassenden Blick auf den Moment der Befreiung werfen können. Dabei kommen die Häftlinge, die US-Soldaten, Kriegsberichterstatter und das Internationale Rote Kreuz zu Wort.

War die 42. Infanteriedivision der US-Armee die einzige US-Einheit vor Ort?

Nein, auch die 45. Infanteriedivision der US-Armee war vor Ort. Beide Divisionen hatten den Auftrag, Ausschau nach dem Konzentrationslager Dachau zu halten, da die Alliierten nicht genau wussten, wo sich das Lager befindet. Beide Einheiten waren am 29. April 1945 vor Ort. Zwischen den Infanteriedivisionen gibt es Diskussionen, wer das Lager tatsächlich befreit hat. Die 45. Infanteriedivision erreichte das Lager an einem anderen Ort als die 42. So kam es, dass die 42. Infanteriedivision unter Brigadegeneral Henning Linden die Übergabe des Lagers durch Viktor Maurer vom Internationalen Roten Kreuz und SS-Untersturmführer Heinrich Wicker erfuhr. Währenddessen kämpfte die 45. Infanteriedivision im angrenzenden SS-Übungslager mit den dortigen SS-Wachmannschaften und kam erst später am Häftlingslager an.

Sind begleitende Bildungsangebote geplant?

Sobald die AR-App gelauncht ist, bietet die Bildungsabteilung der KZ-Gedenkstätte Dachau ein begleitendes Workshop-Programm an, das sich an Schulklassen und interessierte Jugendgruppen richtet. Das Workshop-Angebot wird durch die Stiftung “Erinnerung, Verantwortung und Zukunft” gefördert und ist kostenlos. Weitere Informationen hierzu finden sich auf der Webseite der Gedenkstätte.